
Vitos Vita: Vom Alchemist zum Profi
Es begann mit einem Knall: Vito gewann in Lenk den dreitägigen Schweizerischen Hobbykoch-Wettbewerb. Das wollte er mit einigen Freunden feiern, im Restaurant Brüggli in Luzern und selbstverständlich, indem er ihnen das Siegermenü auftischte. Der Knall ging dann so: Statt der erhofften zehn meldeten sich neunzig Geniesser zum Festschmaus an! Das Sieger-Menü fand dann an drei Abenden hintereinander statt. Das war 1995.
Vito Viggiano, bisher als Fotograf für verschiedene Agenturen und Zeitschriften unterwegs und seit Teenagertagen passionierter Hobbykoch, gelang unversehens eine Art Durchbruch: Fortan kochte der Luzerner mit neapolitanischen Wurzeln jeden letzten Sonntag im Monat im Restaurant Brüggli. «Mangiare (et bere!) alla Piemontese!» hiess die Serie, in der Vito im Grunde die grosszügigen Familienfeiern zelebrierte, wie er sie von seinen italienischen Verwandten kannte und liebte. Das Restaurant war jedes Mal voll belegt.
Irgendwann kam von einem Gast die Frage, die folgerichtig kommen musste: Willst du bei meiner Geburtstagsfeier bei mir zu Hause kochen? 90 Jahre, 90 Gäste, 9 Gänge. Vito nahm die Herausforderung an – und die Geburtstagsgäste waren begeistert.
Das sprach sich natürlich herum, und neue Anfragen kamen schon bald regelmässig. Vitos Kunst, immer neue Kombinationen von Geschmäckern, Konsistenzen und Aromen zu ertüfteln, fand bei Freunden der Gaumenfreuden grossen Gefallen. Zumal sich Vito inzwischen sehr wohl das solide Basiswissen eines Berufskochs erarbeitet hatte. Aus dem Alchemisten, wie er schon als junger Hobbykoch genannt wurde, ist ein Profi geworden.
Zur Jahrtausendwende entschloss er sich, die Kamera an den Nagel zu hängen und sich ganz aufs Kochen zu konzentrieren: Vito Viggiano, Störkoch und Caterer. Und zwar für jeden Anlass: 60 Gäste in einem Herrenhaus in Solothurn mit einer Küche aus dem Jahr 1920. Drei Tage in einem Zelt für jeweils 150 Gäste in Zürich. Zwölf Gänge für zwei Personen in einem Wohnzimmer in Luzern.
Zwei Saisons lang war er auch als Küchenchef des Spiel- & Verzehr-Theaters Broadway Variété im Einsatz, wo er in einem zur Küche umgebauten Wohnwagen täglich für das leibliche Wohl von 90 Personen sorgte. Und sogar mitten in der Wüste Nevada’s bereitete er mit einem Team eine ganze Woche lang für dreihundert „burners“ das Frühstück und Nachtessen zu. Die Rede ist vom jährlichen Anlass „burning man“.
Inzwischen können Gastgeber und deren Gäste auch in Vitos Loft feiern: Dort steht eine komplett eingerichtete Gastroküche und ein grosser Tisch für bis zu 12 Geniesser. Ganz so wie an einer italienischen Familienfeier.
Text: Christian Hug